Das Ende der Straße

Für mich

Vor kurzem musste ich zu einer Wohnung, da der Mieter seit einigen Tagen nicht gesehen wurde. Normalerweise hat er einen regelmäßigen Tagesablauf – schon wegen seines Hundes. Es war auch nicht bekannt, dass er hätte verreist sein können.

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Die Tür wurde notgeöffnet. In der Wohnung befand sich der Hund. Der Mieter auch; nur war er verstorben. Der Hund kam mit mir nach draußen, ich habe ihn erst einmal an einem Baum angebunden. Was mir dabei auffiel, war, dass alle Passanten über die asozialen Besitzer schimpften, die den armen Hund dort angebunden hatten. Es kam ihnen nicht in den Sinn, dass es auch andere Gründe geben könnte für das, was sie gesehen hatten. Vielleicht hätte ich einen Zettel mit einer Erklärung an den Baum pinnen sollen.

Der Hund kam dann ins Tierheim. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist. Es kann sein, dass er immer noch dort lebt oder er ist vermittelt worden und hat ein neues Zuhause gefunden.

Wenn man jung ist…

…ist das Ende der Straße noch weit entfernt. Es ist zu diesem Zeitpunkt nicht fassbar, dass das eigene Leben durch Ereignisse für immer aus der Bahn geworfen werden kann oder gar endlich ist.  

Es kann geschehen, dass man beispielsweise einen Unfall hat und in ein Krankenhaus muss und dort stationär behandelt wird. Entweder ist der Hund zum Zeitpunkt des Unfalls mit vor Ort oder er ist daheim. Wird er da von Angehörigen oder Freunden betreut, ergibt sich für den Hund eigentlich kein Problem. Schwierig ist es nur, wenn niemand weiß, dass ein Hund daheim auf den jungen Menschen wartet oder wo der Hund am Unfallort hinsoll. Können Angehörige informiert werden, löst sich das Problem vielleicht von allein auf.

Wenn man älter ist…

…ist es ähnlich wie mit der Jugend. Zusätzlich zu den Eltern hat man nun noch Kinder, die sich um den Hund kümmern könnten. Was bleibt, ist das Problem, dass beispielsweise Helfer wissen müssen, dass es einen Hund gibt und wo er hinsoll bzw. wer zu informieren ist, wenn es erforderlich wird.

Wenn man alt ist…

…kommen vielleicht noch ein, zwei Kurven und man kann das Ende der Straße sehen. Die Krankenhausaufenthalte können mehr werden, die Dauer nimmt zu. Manchmal kommen sie ungeplant.

Was ist zu tun?

Am Hund

Der Hund trägt ein Halsband. Darauf kann die Telefonnummer der Besitzer eingestickt sein. Oder Name des Hundes, seine Adresse und die Telefonnummer der Besitzer befinden sich auf einem Zettel notiert im Kassiber am Halsband. Das ist praktisch, wenn der Hund weggelaufen ist. Verunfallte aber der Besitzer, dann sollte es eine weitere Telefonnummer von einem beauftragten, berechtigten und zu Entscheidungen befugten Menschen geben, der dann dem Willen des Verunfallten entsprechend informiert wird.

Daheim

An der Haustür sollte eine Karte in sichtbarem Format in Augenhöhe hängen, die man sieht, wenn man das Haus oder die Wohnung verlässt. Darauf stehen die Telefonnummern der Leute, die verständigt werden sollen. In unserem Falle, um unseren Hund in Betreuung zu nehmen. Zusätzlich sollte auf der Karte vermerkt sein, ob unser Hund spezielle Krankheiten, Allergien, Medikamente oder interessante Eigenschaften hat. Beispielsweise könnte es sich um einen alten Diensthund handeln oder einen Schutzhund aus dem Hundesport, der auf Bewegungen mit Aggression reagieren könnte. Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Marotten und Angewohnheiten runden die Infokarte „Mein Hund“ ab. Damit können auch Fremde, wie beispielsweise Mitarbeiter des Tierheims, angemessen für unseren Hund sorgen. Oder auch Nachbarn.

Wenn man sich entschließt, auf seinem Grundstück einen Zwinger für den Hund zu haben, kann der Hund durch die drehbaren Klappen auch von Menschen versorgt werden, die sich vor Hunden fürchten oder kein weiteres Interesse an ihnen haben. Somit müsste der Hund nicht ins Tierheim. Er kann daheimbleiben und trotzdem angemessen versorgt werden, bis der Besitzer zurückkommt. Das ist beispielsweise bei alten, sich wenig bewegenden Hunden oder auch gefährlichen Hunden gut. Beide wollen Kontinuität im Leben bzw. sind darauf angewiesen. Im ihnen vertrauten Zwinger, der von Fremden bedient werden kann, gibt es bis zur endgültigen Lösung die wenigsten Probleme.

Im Auto im Handschuhfach, in der Handtasche, im Portemonnaie

Wenn man beispielsweise verunfallt und seinen Hund dabei hat, wird der Hund oft um das Tierheim nicht herumkommen. Aber der Anruf bei der angegebenen Telefonnummer auf unserer Notfallkarte oder auf dem Kassiber verkürzt den Aufenthalt im Heim auf das Unumgängliche. Ist unser Hund nicht dabei, sondern daheim, weiß nun der Leser der Karte, oft ein Arzt oder die Polizei, dass daheim beim Verunfallten Tiere warten, die versorgt werden müssen. Alles Notwendige kann nun veranlasst werden.

Das Ende der Straße

Irgendwann ist es soweit und unser Hund hat uns überlebt. Das ist nochmal etwas Anderes, als wenn man den Hund nur befristet betreuen lassen muss.

Schon bei der befristeten Betreuung wird man feststellen, dass vieles mit Geld geregelt werden kann. Das ist wichtig, da oft Absprachen keinen Bestand haben werden. Die Eltern sehen sich oft in der Pflicht, auch wenn es für sie Mühe bedeutet – wenn sie denn den Hund beherrschen können. Die Kinder können oder wollen vielleicht nicht – aus verschiedensten Gründen. Bekannten wird auffallen, dass der nun länger im Haus bleibende Gasthund das Laminat oder die Dielen beschädigt. Ein (Notfall-) Vertrag mit beispielsweise mir löst das Betreuungsproblem endgültig.

Ich zum Beispiel habe Absprachen, dass ich Hunde bei mir aufnehmen werde, wenn die Besitzer verstorben sind. Diese Hunde werden bei mir sterben.

Und ich habe selbst drei Hunde, deren Verbleib zu regeln ist. Der Schnauzer würde schnell ein neues Zuhause finden. Er ist ein unkomplizierter, lustiger Kerl. Der Jagdhund wird auch gut vermittelt werden können. Er ist so menschenbezogen und anlehnungsbedürftig, mag es, den ganzen Tag gestreichelt zu werden. Er sieht gut aus – die Leute mögen ihn. Das gleiche gilt für meinen Schäfer. Nur: Der hat ein paar dunkle Ecken in seinem Herzen. Für den Dienst bei der Polizei ist er zu alt. Das Schafehüten hat er nicht gelernt. Bei normalen Hundehaltern wird es mit ihm Schwierigkeiten geben. Er wird sich nicht alles sagen lassen und nicht alles tun, was man von ihm will. Einen Härtetest zettelt er vielleicht selber an. Hier muss ich mir noch mehr Gedanken machen, was aus ihm werden soll, wenn ich mal nicht mehr bin. Für eine kurzfristige Betreuung habe ich meinen Kollegen in der Uckermark. Der hat auch eigene Hunde und genau das gleiche Problem wie ich. Dieser Zwang zur Vorsorge, die gegenseitige Abhängigkeit ist vielleicht die beste Grundlage für eine ordentliche , kurzfristige Betreuung der eigenen Hunde, bei der sie gut versorgt werden. Schließlich will der Andere das für seine Hunde auch.

Wenn man das Ende der Straße sehen kann, bedeutet das nicht, dass man keine Hunde mehr haben soll. Es bedeutet, dass mein Hund meiner Lebenssituation angemessen sein sollte.

Hier verweise ich noch einmal auf das Kapitel „Welchen Hund für mich“. Wenn man nicht beruflich begründet irgendwelche Exoten hält, sollte der Hund immer ein gängiger, bekannter Hundetyp sein. Ist man alt, die letzte Kurve liegt schon hinter einem oder man ist gehandycapt, sollte man einen leichten Hund nehmen, den man festhalten kann, gern auch mit der Gehhilfe in der anderen Hand.

Mit beispielsweise einem Labrador macht man nicht viel falsch. Selbst wenn die Erziehung Defizite aufweist, wird es keine groben Probleme geben wie beispielsweise mit überempfindlichen und zu harschen Reaktionen neigenden Schäferhunden oder Malinois. Die Labradore und Retriever verlassen das Tierheim recht schnell. Sie sind unkompliziert, erst recht, wenn sie gute Manieren auf Grund einer guten Erziehung haben. Kommt ein Malinois nicht mehr bei der Polizei unter, kann seine Zukunft düster aussehen, selbst dann, wenn dieser Hund gute Umgangsformen hat, aber eben einen ihm gewachsenen Anführer braucht. Merkt euch auch, dass die ganzen „in Not“ Vereine eine Tendenz haben, den Hund abzuwerfen und dann nicht mehr erreichbar zu sein. Die Tiere werden zum Wanderpokal.  Also, auch für die Vorsorge gilt: keep it simple!

Mein letzter Hund wird kein Schäfer mehr sein. Vielleicht ein Stafford, ein behäbiger Bulldog oder eine vom Gewicht her leichte Bracke. Wir werden sehen…

Für meinen Hund

Genau wie das Leben der Menschen ist das Leben unserer Tiere endlich.

Bei jungen Tieren ist das Ende der Straße ganz weit weg. Bei älteren ist es immer noch irrelevant. Und bei alten Tieren wird es oft ausgeblendet. Das Leben mit jungen Tieren ist dynamisch, turbulent; auf jeden Fall unterhaltsam. Bei älteren Tieren sind Routinen entstanden, man hat sich aneinander gewöhnt. Bei alten Tieren ist man sich bewusstgeworden, dass sie nicht mehr so können wie früher, also alt geworden sind. Oft hängt man an den Gesellen. Und manche Hunde sind spezieller als die anderen davor, eben etwas herausragend Besonderes.

Wenn der Hund jung ist

F.M.

Bei jungen Tieren kann der Übermut zu Unfällen führen. Kreuzbandrisse etc. sind kein Problem. Innere Erkrankungen werden diagnostiziert wie bei Menschen und so behandelt. Ein Handycap mit Bewegungseinschränkungen kann beherrschbar sein. Tiere gewöhnen sich an vieles und arrangieren sich damit.

Hat ein Hund eine Auseinandersetzung mit einem wehrhaften Tier oder einen Verkehrsunfall, kann viel zu Bruch gehen. Das kann man reparieren lassen – wenn es denn zeitlich überschaubar ist oder keine gravierenden Lähmungen vorliegen.

Dauert es lange, Jahre oder kann sich der Hund nicht mehr aus eigener Kraft fortbewegen, sieht er in seinem Hundeverstand das Ende der Straße, egal, was seine Menschen veranstalten.

Wenn der Hund älter ist

F.M.

…ist er am Höhepunkt seiner körperlichen Fitness. Es wird Erkrankungen geben wie beim Menschen. Infekte können kommen und werden gehen. Sich in den Folgen summierende Sportverletzungen oder Folgen einer bewegungsarmen, übergewichtigen Lebensweise werden beginnen, sich bemerkbar zu machen. Aber all das kann noch eingehegt werden.

Problematisch können Unfälle werden, wenn die Folgen nicht mehr abheilen. Krebserkrankungen können auftreten. Hier kann man viel machen, die Hunde bekommen viel von dem zurück, was die Tiere vorher als Versuchstier für die Humanmedizin gegeben haben.

Es gibt aber auch Krebsvarianten, die sind einfach tödlich endend. Spätestens ab der Metastasierung und dem Befall der Lunge ist Schluss. Man kann seinen Hund noch am Leben halten, ihm Schmerzmittel geben. Aber irgendwann heilen die Wunden nicht mehr. Alles ist offen, eine große Wunde. Es juckt im Inneren des Körpers, wo das Gewebe infiltriert wird. Körperfunktionen werden beeinträchtigt, manchmal kommt es zu wesentlichen Verhaltensveränderungen (raumfordernde Prozesse im Kopf).

Daran kann man nichts ändern. Mein Tierarzt erzählte von einem Kunden, dessen Hündin rezidivierende Mamatumore hatte. Zuerst die Milchleisten raus. Wunden verheilt, Hund erholte sich, Metastasen festgestellt. Neue Op, Wunde verheilt, Hund erholt sich etwas, neue Metastasen festgestellt. Im Grunde wurde ab dann dem Krebs hinterheroperiert und der Hund lag nur im Körbchen.

Manchmal setzt man auf die Medizin. Mein Malinois hatte Knochenkrebs. Wenn wir unterwegs waren, humpelte er nur etwas. Er war ein harter Hund und machte weiter wie bisher. Die Erregung überspielte vieles. Man ist geneigt zu glauben, alles ist wieder beherrschbar. Dann geht mal leise zu seinem Schlafplatz, wenn er schlafen müsste. Wenn er mauzt, weint, stöhnt – sollte man wissen:

Das Ende der Straße ist erreicht.

Wenn der Hund alt ist

Grundsätzlich bestimmt die genetische Disposition über die Lebensqualität im Alter. Dazu kommen natürlich die Lebensumstände.

F.M.

Ich war mal auf einem Pferdehof, da waren 2 Hengste. Die waren Geschwister. Der eine hat im Kanalbau gearbeitet, der andere war halt Reitpferd. Man konnte sehen, wer was gemacht hat. Mit Medikamenten, Reha und rücksichtsvoller Behandlung kann man viel machen. Die gut verfassten Tiere fordert man weiterhin, wie sie können. Aber: Den Kanalbauer auch. Denn nur Bewegung ermöglicht die Versorgung der Gelenke mit allen nötigen Stoffen. Dazu Wärme im Winter.

Wenn die Hunde nicht mehr die Hinterläufe anheben können und die Krallen auf der Erde schleifen, sie einfach umkippen, wenn sie stolpern, werden sie mehr ruhen und schlafen. Sie fressen schlechter, magern ab, auch, weil die Muskulatur weniger benutzt wird. Sie ziehen mit der Sonne über den Hof und lassen sie auf die alten Knochen scheinen. Abends holt sie ins Haus, gebt ihnen eine weiche Decke am Ofen und wenn sie tropfen, wischt es einfach weg. Das Ende der Straße ist zu sehen.

Es gibt aber auch Tiere, die eigentlich nur Schmerzen haben müssten. Das Paradebeispiel ist schwerste HD oder Arthrose. Aber ihre Konstitution, ihre innere Verfasstheit lässt sie den Schmerz ignorieren. Das nennt man Härte. Das kennt man von alten Leuten auf dem Dorf. Die arbeiten mit kaputtem Rücken. Wenn sie dann für 3 Tage nur auf der Bank sitzen, stehen sie nicht mehr auf. Das Ende der Straße wurde erreicht.

Exkurs

Hunde sind wie alle Tiere und die Menschen auf Flucht oder Angriff programmiert. Die Frage, ob Verhalten Seele oder Programm ist, kann jeder für sich selbst beantworten. Es ist aber so, dass Emotionen Verhaltensprogramme sind, um angemessen auf Umweltreize zu reagieren. Wir als Menschen können Emotionen wahrnehmen, Verhalten reflektieren und Bestandteile von Verhaltensprogrammen neu kombinieren und somit kreativ sein.

Ein Tier kann nicht reflektieren und neu bewerten in obigen Sinne. Es stellt fest, dass es nicht laufen kann. Damit kann es sich nicht durch Jagd ernähren oder vor Fressfeinden fliehen bzw. sich gegen sie verteidigen, nicht mehr dem Rudel, der Herde oder dem Schwarm folgen. Es hängt also immer zwischen Furcht und Aggression fest. Es wird nicht zu innerer Ruhe kommen. Das gilt meiner Meinung nach auch dann, wenn es der eigene Hund ist, der sich dem Anschein nach trösten lässt. Einen Hund kann man ein viertel Jahr sedieren und die Knochen richten. Innere Verletzungen wie Rupturen, Perforationen oder Penetrationen sind zügig verheilt.

Im Gegensatz zu Wildtieren kann man seinen Hund nehmen, dem das Wildschwein den Bauch aufgerissen hat, die Därme auf die Wunde legen, Cellophanfolie drumrum, zum Tierarzt und der näht alles wieder an. Die körperliche Schwäche und der Schock lassen das Tier in einem Dämmerzustand. Mit zunehmender Genesung kommen die Kräfte wieder. Mit verkürzten Sehnen, einem versteiften Gelenk oder einem verkürzten Darm können Tiere alle ihre instinktiven Verhaltensweisen ausleben, auch wenn sie im Wildnisleben erfolglos wären und sie dann doch wieder sterben würden. Aber die Emotion findet eine körperliche Entsprechung, um auf Umweltreize angemessen reagieren zu können. Das bedeutet, die Tiere finden ihre innere Ruhe.

Wenn die Beeinträchtigung nicht verheilt oder zu massiv ist, dann schiebt sich krankes Wild in die Deckung. Warum? Damit es nicht gesehen und gefressen wird. Denn es ist wehrlos, fluchtunfähig. Oder es bleibt liegen, wird apathisch, das heißt, ihre Reaktionen auf Umweltreize bleiben zunehmend aus. Entweder heilt die Verletzung aus, sie verenden oder sie werden gerissen. Der Schock stellt den Schmerz ab.

Ich denke, dass die Beziehung zum Hundehalter, der seinen gelähmten Hund als freudig wahrnimmt, einiges überdeckt. Aber tief im inneren weiß der Hund, dass er nicht ausreichend fit ist. Das macht Stress.

Wer denkt, dass er seinem (jungen) gelähmten Hund mit einem Rollstuhl einen Gefallen tut, irrt meiner Meinung nach. Wenn Tiere laufen, wissen sie automatisch, ob sie springen müssen, wie hoch, wie weit oder ob sie unter dem Baum durchpassen und welche Geschwindigkeit zu wählen ist. Das entfällt beim Rollstuhl. Die Beinstümpfe werden da reingesteckt. Das Tier kann sich nur auf freien Flächen bewegen. Es kann nicht angreifen und es kann nicht fliehen. Der Baggerfahrer kann mit dem Bagger „eins werden“. Der Hund wird mit Sicherheit niemals den Rollstuhl als Erweiterung seines Körpers begreifen. Dann wird er aus dem Rollstuhl genommen, hingelegt und muss warten, bis er wieder mal bewegt wird. Das ist kein der Art entsprechendes Leben, denn die Emotionen als Reaktion auf Umweltreize finden keine körperlichen Entsprechungen mehr als Antwort auf Umweltreize.

In der Wildnis in Herden und Rudelgemeinschaften, die herumziehen müssen auf der Suche nach fressbarem, gibt es auch Tiere, die nicht mithalten können auf Grund von Defiziten. Sie bleiben zurück.

Verantwortung

Hat man einen Hund, muss man die Verantwortung übernehmen.  Mein Lektor meint, es ist erforderlich, im Rahmen einer 360 ° Rundumsicht alle möglichen Möglichkeiten zu bedenken und Argumente abzuwägen, bevor man eine Entscheidung trifft.

Ich sehe es nicht ganz so streng. Habe ich aber eine Entscheidung getroffen, muss ich die Verantwortung übernehmen.

Wenn ich mich nicht mehr um meinen Hund kümmern kann.

Auch, wenn es vllt. nicht optimal getimt ist, sollte man sich einen Hund zulegen, wenn man meint, dass der Hund einem einen Zuwachs an Lebensqualität geben wird. Ich habe mir meinen ersten Hund gegen den Rat aller Leute, die es gut mit mir meinten, gekauft. Die Entscheidung hat sich für mich als richtig herausgestellt.

Wenn etwas passiert oder man stirbt, ist es am wichtigsten, dass der Hund ein vernünftige Umgangsformen hat. Denn nur das ermöglicht, dass er dauerhaft ein vernünftiges Zuhause finden kann.

Ich vergleiche das gern mit Kindern: Mein Hauptanliegen ist, dass sie später für sich selbst sorgen können. Dann muss man nicht mehr da sein, sie kommen allein zurecht. Funktioniert der Hund gut, wird er immer jemanden finden, der für ihn sorgt. Das macht mich flexibel und unabhängig vom Wohlwollen meiner Verwandtschaft oder von Freunden.

Das gilt auch für Diensthunde. Funktionieren sie, finden sie ein Zuhause.

Deshalb kann man auch als alter oder körperlich nicht ganz so starker Mensch einen Hund haben. Ein Hund ist kein Mensch und wird letztlich innerhalb von 2 Wochen in seinem neuen Leben angekommen sein. Das bestimmen seine auf das Überleben ausgerichtete Genetik und die fehlende Fähigkeit, bewusst von einer Brücke springen zu können.

Als junger Mensch kann man viel mit Kraft regeln (der junge Tiger kämpft mit Kraft). Die Inneneinrichtung von ein, zwei Autos ist leicht verschmerzbar. Muss man arbeiten, kann man Freunde oder die Eltern um Hilfe bitten. Ist man länger krank und kann den Hund nicht betreuen, ebenfalls. Ein Tierheim kann behilflich sein oder eine Hundepension wie meine.

Aber die alles entscheidende Voraussetzung dafür, dass mein Hund wirklich gut betreut und er nicht nur verwahrt werden wird, ist, dass er schlicht problemarm funktioniert, sein Wesen Freude bereitet und er keine Last ist – dass die Leute meinen Hund mögen und sich nicht vor ihm fürchten oder ihnen seine Gegenwart unangenehm ist.

Dann kann auch die eine oder andere Marotte verschmerzt werden.

Der alte Tiger kämpft mit dem Verstand. Der Verstand wird aber oft durch zunehmende Milde und Nachsicht gehemmt. Später noch durch die nachlassende körperliche Leistungsfähigkeit, um nicht gleich den Begriff „gebrechlich“ zu verwenden. Seinem ebenfalls älteren Nachbarn wird man keinen Berserker oder einen sonst liebevollen 50 Kg Hund, der leider wie ein Ochse zieht, überhelfen können. Also ist es wichtig, dass der Hund in seinem Wesen und seiner körperlichen Konstitution dem tatsächlich Machbaren entspricht.

Bin ich stark und kann ich mich alleine wehren, brauche ich keinen Zugriffshund der Polizei. Sterbe ich, müssen Frau und Kinder mit dem Hund klarkommen oder er wird ausziehen müssen. Aber wohin?

Bin ich mental nicht so hart, brauche ich auch keinen Zugriffshund. Das wird für einen selbst zu Lebzeiten und für die anderen danach zur Quälerei.

Je älter man wird, desto freundlicher und gutmütiger sollten die Hunde sein.

Je gebrechlicher man wird, desto leichter sollten die Hunde werden.

Es sei denn, man weiß, was man tut. Viele nehmen es aber nur an. Deshalb sollte immer etwas Toleranz zur Sicherheit abgezogen werden. Ein Mali aus holländischen Arbeitslinien gehört fast immer nicht in Rentnerhand mit Gehbehinderung.

Früher hat die kundige Hand eigene Handycaps mit Hilfsmitteln zur Hundeausbildung überbrücken können. Demnächst werden in Deutschland wahrscheinlich auch Zahnstocher verboten werden.

F.M.

Im Grunde ist die einzige Voraussetzung, dass mein Hund versorgt ist und sein neues Leben beginnen kann, wenn ich mich nicht mehr selbst um ihn kümmern kann, dass er funktioniert. Alle Hunde, die spezieller sind und nur für bestimmte Personenkreise interessant sind wie Jäger, Hundesportler oder Diensthunde haltende Behörden müssen gut sein in ihrem Beruf und: -> funktionieren.

Für den Rest sieht es schlecht aus.

Wenn mein Hund nicht mehr kann

Ich hatte immer recht gesunde Hunde und Tierarztbesuche waren i.d.R. nur wegen Sportverletzungen erforderlich. Ich habe auch keine Tier-Krankenversicherung. So teuer ist der Tierarzt nicht. Gäbe es keine Tier-Krankenversicherung, wären die Hunde vllt. gesünder und nervlich stabiler als sie es in der Gegenwart sind.

Wenn man sich einen Hund kauft, sollte man schon daran denken, dass ein Hund krank werden kann und das Geld kostet. Richtig Geld kosten aber nur Luxuskrankheiten, Klangschalentherapie und die Behandlung von chronischen Erkrankungen auf Grund einer veränderten Zucht, in der Angst, Furcht und eben auch Dispositionen für Erkrankungen vererbt werden. Früher, auf dem Dorf, wurden dauerhaft kranke Hunde, die ihre Arbeit nicht verrichten konnten, nicht alt. Es gab Langhaarschäferhunde aus der Schäferei, die wurden 18, 5 Jahre alt.

F.M.

Eine seriöse Erkrankung, eine Verletzung nach Unfall oder Sport ist mit 400 bis 1200 € durch. Das geht auch mit Harz 4.

Wenn die Erkrankung oder Beeinträchtigung aber so verläuft, dass der Hund leidet, er nicht mehr am Leben teilnehmen kann, er aber nicht apathisch ist, also das Desaster mitbekommt, vielleicht der Kopf laufen will, aber der Körper nicht mehr kann, der Hund auf Grund von Schmerzen beißt, wenn man ihm aufhelfen will, man ihn dauernd waschen muss, weil er zum Kot absetzen nicht aufstehen kann, dann sollte man sich überlegen, was man tun wird.

Ich weiß von Menschen, dass der Grad von Schmerzen so sein kann, dass sie freiwillig die Apparate abschalten lassen. Oder wenn keine Hoffnung mehr da ist, sie anfangen, vor sich hinzudämmern.

In freier Wildbahn würden diese Tiere zurückbleiben und sterben.

Zur Zeit, jetzt ist es Sommer, habe ich einen Gasthund hier, einen Border Collie, der 13 Jahre alt ist. Ist der Boden nicht gerade und er tritt in ein Loch, fällt er um. Dann sitzt er auf dem Hintern und versucht, sich um den Schmerz herum windend, aufzustehen. Das klappt auch irgendwann. Steht er, rennt er, sucht Kontakt, freut sich über Zuwendung und Gesellschaft und haut nervenden Jungspunden altersgerecht noch ordentlich eine rein. Er hat einen gesegneten Appetit.

Als erstes habe ich Schmerzmittel gekauft. Mögliche Leberschäden sind zeitlich absolut irrelevant. Ohne Schmerzmittel mit „natürlichen“ Mitteln wollen nur die zurechtkommen, die keine Schmerzen haben. Nach dem Sommer wird aber der Winter kommen. Es ist kalt, feuchtkalt und wenn dieser Hund dann nicht mehr aufstehen kann, dann würde ich den Tierarzt kommen lassen, dass er das Tor am Ende der Straße aufmacht. Dafür ist der Hundebesitzer seinem Freund gegenüber in der Schuld.  

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4 Gedanken zu „Das Ende der Straße

  1. Ein sehr direkter und verständlicher Artikel. Ich danke dir von Herzen für deine Offenheit und Klarheit. Bei mir leben 2 Hundefellnasen und 3 Katzenfellnasen und ich werde für jede einzelne Nase irgendwann Entscheidungen treffen müssen. Sowohl mit dem Herzen aber auch mit dem Verstand.
    Bis dahin vergeht hoffentlich noch viel Zeit und für die anderen Eventualitäten habe ich bei meinen Papieren auch eine Karte mit Hinweis auf meine Tiere und eine Telefonnummer. Ganz liebe Grüße Katrin

  2. Danke, ich habe sehr wertvolle Gedanken mitgenommen und die Ausführung zum 13-jahrigen Border kann ich nachempfinden. Ich werde einige Aspekte hinsichtlich Karte „Mein Hund“ selber umsetzten – super Hinweis den ich auch weitergeben werde.

  3. Danke für diesen wirklich tiefen Blick zur Thematik Abschied und Weiterleben in Form der Sorgfaltspflicht der Hundehalter.Ich gestehe, das eine Regelung auch für unsere Vierbeiner noch nicht im Detail besteht.Also das steht nun auf der Tagesordnung…freue mich auf die nächsten Themen

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