Vom Umgang mit dem Hund

Wenn der Hund geboren wurde, hatte sich sein Gehirn schon auf seinen Körper eingestellt. Die Verbindungen im Gehirn wurden um die Bewegungen des Körpers im Mutterleib herum gebaut. Die Verbindungen, die gebraucht wurden, wurden gestärkt, die, welche nicht gebraucht wurden, halt eingestellt bzw. nicht so umfangreich ausgebildet.

Das bedeutet, dass man am Anfang das tun sollte, was der Hund können sollte. Wenn ich einen Begleithund brauche, dann nimmt man den Hund mit und lässt ihn lieber nebenher mitlaufen. Dabei muss man nicht mal etwas tun und es reicht, den Hund von A nach B einfach mitzunehmen. Wenn man etwas zu tun hat, dann kann er warten, Enten gucken, auf der Parkbank sitzen oder wie auch immer. Das ist dann eine dem Hund vertraute und gewohnte Übung: Warten und mit sich bzw. langer Weile klarkommen.

Ist dagegen die erste vertraute und gewohnte Übung, selbstständig durch die Gegend zu laufen, überall hinzupullern, zu anderen Hunden und Menschen hinzurennen, wird es in der Zukunft immer viele Konflikte geben. Routinen benötigen keine Denkleistung und schaffen Zufriedenheit, da sie bekannt und vertraut sind. Das erste gewohnte und dem Hirn schnell Ruhe verschaffende Verhalten ist dann zu allen Ablenkungen hinzurennen. Wenn ein Konflikt kommt, ist die erlernte Lösung, renne irgendwohin oder gehe pullern. Wenn man dann Leistungen abfordert, kann es sein, dass der Hund sie nicht erfüllen kann und es kommt zu einer starken Frustration. Das kann in Arbeitsverweigerung enden. Dann ist der Halter frustriert und bricht die Arbeit ab und schon hat der Hund die Möglichkeit, in sein altes Verhalten zurückzufallen und innere Ruhe zu erlangen. Etwas nicht zu können ist für den Hund ein Lösungsmodell geworden. Das ist eine Katastrophe wie bei Kindern. „Das machst du falsch!“ „Siehst du, ich kann das nicht. Du musst das machen.“ Und schon ist Ruhe im Kopf, da man nicht nachdenken und sich mit dem Konflikt auseinandersetzen muss.

Das bedeutet aber nicht, dass man mit dem jungen Hund all das trainieren sollte, was man später mit seinem Diensthund und im Hundesport oder im normalen Leben zu brauchen meint. Der Hund braucht für alles, was er tut oder tun soll, ein entsprechendes Maß der motorischen / körperlichen und geistigen Reife. Er muss von seiner Motorik soweit sein, etwas tun zu können –beispielsweise hinaufklettern auf die Box- und von seinem Verstand her in der Lage sein, bewusst eine Leistung zu erbringen: „Aha, ich soll jetzt da rauf klettern oder da bleiben oder kommen.“

Kann der Hund das nicht, muss man warten. Trainiert man trotzdem all das, was der Hund später können soll, geht durch die Umwelt und trainiert vermeintlich Umweltsicherheit, kann es sein, dass man den Hund eigentlich überlastet, er keine Lösung hat, und man innere Unruhe trainiert.

Viel Verhalten, was als high Drive beschrieben wird, entspringt innerer Unruhe. Das ist nicht immer nachteilig, aber für die meisten zivilen Hundebesitzer schon. Peter Scherk, einer der erfolgreichsten Hundesportler der Welt, macht als einziges, seinen Hund Fuß laufen zu lassen. Nicht links, nicht rechts, nicht Mitte: Nur Fuß. Und er beginnt mit dem Training bei sich daheim im Wohnzimmer.

Immer wenn der Hund etwas will, muss er Fuß laufen. Das ist die Lösung für den Hund: er fühlt sich beim Fuß laufen wohl und er weiss, dass es die Lösung bei Problemen ist: „Laufe Fuß!“ Da ist er schon immer beim Hundeführer. Kommt später durch einen Konflikt oder durch eine vom Hund erwartete Belohnung sehr hohe Aufregung hinzu, fällt es diesem Hund trotzdem viel, viel leichter, in seinen Ruhemodus ohne Konflikte: „Laufe Fuß!“ zu finden bzw. alle Energie in diese Übung zu legen. Der Hund hat eine Lösung für Probleme. Selbst wenn er dort unruhig ist, ist es immer noch besser, als durchzubrechen und irgendetwas unerwünschtes zu tun.

Ich für mich sehe mich gut beraten, meinem Hund an meinem Leben teilnehmen zu lassen in einer Form, wie ich es für mich als angenehm empfinde. Die Erwartungen anderer sind mir herzlich egal bis auf die, dass mein Hund nicht einfach andere Leute beißen soll. Ich lasse den Hund in meinem Leben mitlaufen und der vorhandene Verkehr oder der Lärm der Maschinen auf der Baustelle oder die Vibration einer herunterfallenden Platte sind nebenbei Erfolg des Umwelttrainings. Da muss ich nicht extra noch irgendwelche Übungstage veranstalten, bei denen die Gefahr groß ist, zu überziehen. Im Zweifelsfall kann der Hund sich vom Problem zu mir entziehen, ansonsten ist das Tagesziel, Ruhe zu bewahren und sich nicht aufzuregen. Das ist die Voraussetzung dafür, später auch unter Stress gut lernen oder Aufgaben erfüllen zu können. Klappt das, kann man den Motor immer noch aufbohren.

Das ist insgesamt meiner Meinung nach auch der Grund, warum einer der erfolgreichsten Hundesportler der Welt mit seinem Hund Stubentraining betreibt, damit dieser konfliktarm die Lösungsansätze verinnerlicht, die der Mann für seine Arbeit braucht.

80% des kindlichen Lernens erfolgt über Imitation. Das wird beim Hund grundsätzlich ähnlich sein. Sicherlich imitiert der Hund nicht, wie ich Flaschen öffne, auf- und zudrehe. Aber meine Gefühle in bestimmten Situationen werden von ihm nachgeahmt bzw aufgenommen. Bin ich ruhig, ist der Hund ruhiger. Bin ich wütend, regt sich der Hund auch auf oder will sich verkrümeln. Das ist bei Schutzhunden beispielsweise sehr deutlich zu sehen. Werde ich aggressiv zum Gegenüber, wird der Hund es auch. Bleibe ich ruhig, fällt es dem (von Haus aus aufgeregten) Hund leichter, ruhig zu bleiben. Der Hund synchronisiert sich mit mir.

Deshalb: Unsere Art des Umgangs mit unseren Hunden und Kindern wird ihre spätere ihre innere Stimme.

Zu körperlich geistiger Reife als Beispiel. Nimmt man einen Neugeborenes mit auf den Hauptbahnhof, wird es von dem ganzen Trubel nichts mitbekommen. Alle Sinne sind in ihrer Leistungsfähigkeit so stark reduziert, dass das Gehirn nicht durch Reizüberflutung überlastet oder geschädigt wird. Erst später ist das Gehirn in der Lage, alle eintreffenden Reize wahrzunehmen. Ab hier kann es zu einer Überforderung kommen. Der einzige Ort, wo das mehr oder weniger ausgeschlossen ist, ist der eigene Bau. Deswegen Stubentraining. Dort werden in der kleinen, heimischen Welt gewünschte Verhaltensweisen angelegt und Lösungsmodelle trainiert. Viele Problemhunde können geheilt werden, wenn man ihre Welt klein macht.

Später mit zunehmender geistigen Reife werden die Kreise immer größer. Ich denke, dass ein Teil der Verhaltensprobleme der Hunde neben der Genetik durch frühe Überlastungen verursacht wurden. Meiner Meinung nach reicht es schon, den Hund kurz rauszunehmen, nach draußen zu gehen, damit er sich lösen kann – und danach geht’s wieder in den Bau. Manche erfahrene Hundeführer gehen mit ihren Hunden, wenn sie merken, dass sie Schwierigkeiten in bestimmten Umweltsituationen bekommen, einfach nicht mehr hin und warten eine Zeit X ab, bist alles neu verdrahtet sind. Dann gehen Sie mit Ihrem Hund wieder an diesem Ort und es ist so, als sei nie etwas geschehen. Im Grunde wird so ein fehlerfreies Lernen garantiert und das Selbstbewusstsein des Hundes wird unterstützt. Im Hundesport findet man es wieder im Helfertreiben. Der kleine Hund wird groß in der Annahme, den Helfer zu beherrschen. Später kommt er nicht auf die Idee, schwächer sein zu können und haut entsprechend rein, wenn der Helfer nicht „gehorcht“

Zum geplanten Verhalten, mit innerer Unruhe auf Anforderungen und Stress zu reagieren: das braucht man später, wenn der Hund reifer oder schon erwachsen ist und sich Aufgaben gegenübersieht, die ihm nicht geheuer oder für ihn nicht einfach zu lösen sind. Dann kann man ihn triggern, Stress, Frustration und Aggression auslösen und damit Aktivität erzeugen bis dass der Hund sich durchbeißt über seine Frustration, über seinen Ärger, über seine Wut hinweg oder anders, mit seiner Wut über die Probleme hinweg rennt und dann eben doch seine Aufgabe erfüllt, weil er erst dann zu seiner inneren Ruhe gelassen wird. Aber das ist nur für erwachsene Hunde und Menschen

Ich könnte mir vorstellen, dass doch einige Hunde erst durch Hundeschulen und deren Trainingsvorhaben zur Auslastung oder zum Grenzen setzen zu Problemhunden gemacht werden.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man nicht immer Zeit findet, seine Pläne umzusetzen und so Zeit vergeht, in der der Hund nicht so trainiert wurde, wie es dem eigenen Zielen und Plänen entsprach. Das macht es in der Perspektive schwieriger, seine Vorstellungen beim Hund umzusetzen, da das Konfliktpotenzial zunimmt. Je weniger Zeit man hat, was zum Teil unvermeidbar ist, umso mehr verselbständigen sich die Individuen notgedrungen, was ja auch nicht immer nachteilig ist. Deshalb ist es schlau, sich bei der Ausbildung auf ein Minimum wie Ruhe herstellen zu beschränken, und mit guten Beispiel dem Hund voranzugehen, ihn ins Leben zu integrieren, ohne ihn mit weiteren Anforderungen zu belästigen, wenn man den Lerninhalt nicht zu Ende bringen kann. Dann lieber ein Kind, welches zufrieden mit den Eltern von A nach B mitgeht, sich auf eine Bank setzt, während die Eltern etwas zu tun haben, und dann in der Gegend herumschaut. Das Kind ist zufrieden. Sieht es Enten, freut es sich daran und vielleicht hat es etwas Brot zum Füttern. Oder es spielt mit drei Stöckchen, aber immer auf der Bank bleibend und wartet auf die Rückkehr der Eltern. Ich bin überzeugt davon, dass dieses Kind insgesamt zufriedener ist als viele andere Kinder, die schon wissenschaftliche Abhandlungen über Feen schreiben.

Im Folgenden bekommen Sie eine Anleitung, wie Sie Ihren Hund trainieren können und wie Sie mit ihm umgehen können, damit alles so wird, wie Sie es sich vorgestellt haben. Das gilt für Familienhunde und Diensthunde gleichermaßen. Alle stehen auf dem gleichen Fundament.

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