
Mein erster Hund war eine Hündin, weil sie halt eine Hündin und eben da war, als ich zum Züchter kam. Danach hatte ich nur noch Rüden. Das ist aber eher eine Frage des persönlichen Geschmacks, der eigenen Vorlieben. Es gibt Gute und Schlechte unter allen Fahnen.
Hündinnen sind oft weicher im Gemüt und führiger als Rüden. Das ist sicher auch deshalb so, weil Hündinen oft „weicher“ behandelt werden als Rüden. Rüden sind eben „härter“ und werden entsprechend behandelt werden. Bei den Gebrauchshunderassen ist das meine Erfahrung. Wobei es natürlich auch herbe, harte weibliche Hunde gibt. Rüden der gleichen Rasse sind größer und körperlich stärker. M.M.n. ist es auch bei Hunden so, dass der Rüde die Aufgabe der Außensicherung hat und die Hündin halt Muttertier ist. Das beinhaltet keine Wertung, ob ein Hund gut oder schlecht ist. (Denkt mal darüber nach, dass es mir unbewusst passiert ist, mich zu erklären, dass ich „Mutter“ sein, sich um die Kinder kümmern, nicht abwertend meine!)

Die Charaktereigenschaften eines Hundes werden zusätzlich von den grundlegenden Rasseeigenschaften geprägt. So kommt es, dass ein Labradorrüde viel umgänglicher sein kann, als ein weiblicher Spitz.
Hündinnen leisten all das, was die Rüden auch können oder tun. Man kann sie im Dienst führen, mit ihnen Hundesport machen oder „einfach“ einen tollen Familienhund haben. Bei Hündinnen können, wenn sie sich auf eine Auseinandersetzung einlassen, Beschädigungskämpfe vorkommen. Es fließt also Blut.

Was die Kastration von Hündinnen aber nicht kann, ist, herbe Hündinnen friedlicher machen. Der bereits erreichte Status im Verhalten bleibt zumindest erhalten. Da der Östrogenspiegel im Körper logischer Weise sinkt, steigt im Verhältnis der Testosteronanteil. Das kann manche Hündinnen herber machen. Sie fangen z.B. beim Absetzen von Urin mit dem Beinheben und Markieren an. Ein weiteres Problem könnte eine Inkontinenz sein. Der Tierarzt weiß da sicher mehr.
Rüden sind i.d.R. größer, schwerer und stärker als die Hündinnen ihrer Rasse. Manche sind ängstlich, weich, andere ausgeglichen und umgänglich und wieder andere wirken dominant, sind selbstsicher, sehr hart gegenüber Einwirkungen, sich selbst und anderen gegenüber und einige tolerieren ihre Besitzer. Das kann aber wie bei den meisten Hündinnen über die Erziehung und Ausbildung geregelt werden.
Rüden neigen zum Posen. Dabei bleibt es i.d.R. bei sogenannten Ritual- bzw. Schaukämpfen. Es kommt zu keinen Beschädigungen.
Rüden neigen aber zum Teil extrem dazu, sexuellen Verlockungen nachzugehen. Ihr Revier zu überwachen und sie markieren oft intensiv – aber nur, weil die Besitzer es so zulassen oder ihren Jungs so beibringen.
Rüden können genauso anhänglich und sanft sein, wie Hündinnen.
Stabile, ausgeglichene Hunde, die klar zwischen Action und Ruhe wechseln können (wegen ihrer genetischen Grundlagen sogenannte 5-er Hunde) sind in der Lage, viel Zuwendung aufzunehmen und mögen das auch.
Eine Kastration ist bei Rüden eigentlich nur sinnvoll, wenn ein medizinischer Befund dafür spricht wie beispielsweise ein Tumor der Hoden. Manche Hunde werden wegen fehlendem Testosteron weicher, manchmal auch das Fell, aber grundsätzlich verändert sich der einmal erworbene Verhaltensstatus nicht wirklich. Eine Ausnahme sind „Angsthunde“*. Das fehlende Testosteron schwächt weiter die Muskulatur**, fördert Osteoporose und möglicher Weise Demenz im Alter. **Ja, der Wallach und Stuten sind durchaus muskulös.
**Die Geschlechtshormone sind die Gegenspieler von Cortisol. Cortisol ist allgemein katabol wirkend und hat mit Angst und Furcht zu tun – es ist ja das Stresshormon. Steigt der Cortisolwert im Blut an, befindet sich der Körper im Stress. Bei vom Charakter furchtsamen Hunden könnte die Kastration möglicher Weise das Problem verstärken. Eine Kastration ist ein wesentlicher und nicht rückgängig zu machender Eingriff in den Hormonhaushalt des Körpers.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mit Rüde oder Hündin kann man das bekommen, was man wollte. Bezüglich der Kastration fragt euren Tierarzt und entscheidet euch. Fertig.
